
Grundlagen
Was ist Yoga?
"Yoga ist das Aufhören der Identifizierung mit den Fluktuationen, die im Bewusstsein entstehen. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen." Patanjali (Yoga-Sutras I, 2/3)
"Yoga ist innere Zwiesprache mit Gott zum Zwecke der Erkenntnis, der Liebe oder des Werkes. Der Yogin nimmt direkte Beziehung mit dem auf, was allwissend und allmächtig ist im Menschen und außerhalb von ihm. Er befindet sich in Einklang mit dem Unendlichen, er wird zu einem Kanal für die Kraft Gottes...[...] Pranayama und Asana, Konzentration, Verehrung, Rituale, religiöse Praktiken sind nicht für sich selbst Yoga, sondern nur ein Mittel zum Yoga. Auch ist Yoga nicht ein schwieriger oder gefährlicher Pfad; er ist sicher und leicht für alle, die beim inneren Führer und Lehrer Zuflucht suchen. Alle Menschen haben die potentielle Fähigkeit dazu, denn es gibt niemanden, der nicht Kraft oder Glauben oder Liebe hat, welche in seiner Natur entwickelt sind, oder in ihr latent liegen, und jede von diesen (Eigenschaften) reicht als Grundstütze für den Yogin..."
Sri Aurobindo
Was ist Patanjali's Ashtanga Yoga?
In seinen Yoga-Sutras beschreibt Patanjali den achtgliedrigen Pfad des Yoga (Ashtanga Yoga), der in der höchsten Bewusstseinsstufe mündet – Samadhi oder das Ruhen im wahren Wesen. Diese acht Glieder sind:
- Yama (freiwillige Selbsteinschränkungen)
- Niyama (freiwillige Selbstdisziplin)
- Asana (stabile und komfortable Körperhaltung)
- Pranayama (geregelte Atmung)
- Pratyahara (Zurückziehen des Bewusstseins von den Sinneswahrnehmungen)
- Dharana (Konzentration)
- Dhyana (Meditation)
- Samadhi (Verschmelzung mit allem Existierenden)
Diese acht Glieder werden nicht unabhängig voneinander geübt, sondern beschreiben einen ganzen Prozess, der stufenweise so aufeinander aufbaut, dass die vorangehende Stufe die folgende bedingt und ermöglicht.
Erst mit der rechten Geisteshaltung sich selbst und anderen gegenüber (Yama und Niyama) sowie dem kontinuierlichen Üben verschiedener Körperstellungen (Yogasana) wird es möglich sein, eine bequeme und stabile Sitzhaltung (Asana) einzunehmen und diese über einen längeren Zeitraum zu halten.
Innerhalb dieser Sitzhaltung führt das Integrieren bestimmter Atemtechniken (Pranayama) dazu, dass sich das Bewusstsein von den Wahrnehmungen der Sinne zurückzieht (Pratyahara).
Dies bündelt die Aufmerksamkeit (Dharana), bis sie schließlich einpunktig wird. Als unterstützendes Werkzeug hierzu kann u.a. das Beobachten des Atems oder das Wiederholen eines Mantras dienen, bis sich der Übende ununterbrochen des Objektes seiner Versenkung bewusst ist (Dhyana oder Meditation).
Schließlich kommt es zur Verschmelzung des Übenden mit dem Übungsobjekt und dem Vorgang des Übens (Samadhi). Dies ist der gedankenfreie und daher natürlich atemlose Zustand des höchsten Bewusstseins, der von einem Gefühl unbegrenzten, absoluten Seins sowie absoluter Glückseligkeit (Sat-Chit-Ananda) begleitet wird.
In diesem Bewusstseinszustand jedoch haben sich alle Begriffe aufgelöst und eben genannte Beschreibung ist lediglich ein Versuch, etwas Unbeschreibliches, das jenseits von Worten liegt, zu beschreiben.
Was ist Kriya Yoga?
Das Sanskrit-Wort Kriya entspringt dem Sanskrit-Wort Karma und weist auf die Bedeutung des Handelns hin. Je nach Kontext variiert diese Bedeutung:
Der Kriya Yoga, auf den ich mich beziehe, ist der Kriya Yoga, wie er von Patanjali in Sutra 2.1 definiert wird: Tapas-Svadhyaya-Ishvara Pranidhanani-Kriya Yoga. Tapas (Sanskrit) steht für „Hitze” und ist ein frühes Synonym der Yoga-Praxis, das sich zusammensetzt aus Abhyasa (unermüdliche Übungspraxis) und Vairagya (Loslösung von gewohnheitsbedingten Identifikationen und unterbewussten Prägungen). Svadhyaya meint sowohl das Studium der Yoga Shastra (Die klassischen Texte des Yoga) als auch die Reflektion der eigenen Person mit dem Ziel der Vervollkommnung. Ishvara Pranidhanani bedeutet im übertragenen Sinne, Gott / Shiva in allem Existierenden – sowohl formhaft als auch formlos – zu erkennen und sich folglich als nicht mehr getrennt von seiner Umwelt zu erleben.
Weltweit bekannt wurde Kriya Yoga durch die „Autobiografie eines Yogi” von Paramahansa Yogananda (1946). Yoganandas Kriya Yoga (vertreten durch die von ihm gegründete Self-Realization-Fellowship) meint eine mentale Technik, die sich in verschiedenen Kriya Yoga Wegen, die ihren Ursprung in der mythologischen Figur Babaji beziehen, nuanciert wiederfindet. Mein Unterricht greift die Techniken Yoganandas NICHT auf.
Das System Babaji's Kriya Yoga (BKY) wird an anderer Stelle detailliert erläutert. Allgemein steht es hier für „bewusstes Handeln”. Mein Unterricht greift Techniken von BKY vereinzelt auf.
In manchen Kommentaren zu den klassischen Texten des Hatha Yoga (Hatha Yoga Pradipika / Gerandha Samhita / Shiva Samhita) wird Kriya mit den körperlichen Reinigungsübungen, den Shatkarma (shat = sechs; karma = Handlung) gleichgesetzt.
Was ist Babaji's Kriya Yoga?
Babaji's Kriya Yoga (BKY) ist ein integraler, 5-gliedriger Yoga-Weg, der auf der Lehre der 5 Körper / Hüllen (Kosha) beruht, und dessen Techniken darauf abzielen, den jeweiligen Körper zu vervollkommnen. Im Folgenden werden die 5 Körper und die entsprechenden Praktiken aufgeführt:
- Physischer Körper (Annamaya Kosha)
- Asana (Einnehmen verschiedener Körperhaltungen) - Emotionaler Körper (Pranamaya Kosha)
- Pranayama (Atemtechniken zur Regulation von Emotionen) - Mentaler Körper (Manomaya Kosha)
- Dhyana (Meditationen zur Bewusstwerdung der unterbewussten mentalen Abläufe, zur Fokussierung und Regulation der mentalen Aktivität) - Intellektueller Körper (Vinjnanamaya Kosha)
- Mantra (egoistische und egozentrierte Tendenzen werden aufgelöst) - Spiritueller Körper (Anandamaya Kosha)
- Bhakti (Verbundenheit mit der Umwelt über Puja, Kirtan, Karma Yoga)
Finales Ziel ist die Vereinigung von Shiva (reines Bewusstsein, situiert an der Krone des Kopfes / Sahasrara Chakra) und Shakti (auch Kundalini Shakti, Materie, vom Beckenboden ausgehend / Muladhara Chakra), die den Zustand von Sat-Chit-Ananda (Absolutes Sein / Wahr-Sein, Absolutes Bewusstsein, Absolute Glückseligkeit) hervorbringt.
Babaji's Kriya Yoga ist eine Synthese des klassischen Yoga des Patanjali und des tantrischen Kundalini Yoga.
In meinem Yoga-Unterricht nehme ich immer wieder Bezug zu Babaji's Kriya Yoga.
Weitere Informationen: www.babajiskriyayoga.net
Inspiration
- Sri Sri Ravi Shankar (Art of Living)
- Marshall Govindan Satchidananda (Babaji's Kriya Yoga)
- Reinhard Gammenthaler (Kundalini Yoga Parampara)
- David Frawley
- Mata Urmila Devi
- Krishna Das / Bhagavan Das
Buchempfehlungen
- „Die Kriya Yoga Sutras des Patanjali und der Siddhas” (M. Govindan)
- „Kundalini Yoga Parampara” (R. Gammenthaler)
- „Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens” (M.B. Rosenberg)